Stakeholder-Management, ein elementarer Bestandteil von Change

06.11.2019 von CA Redaktion | Soziale Kompetenzen

Stakeholder-Management bedeutet, dass das Management die Kommunikationsabläufe so steuert, dass die Bedürfnisse der Stakeholder erfüllt und Probleme gemeinsam mit den Stakeholdern gelöst werden können. Tomas Schiffbauer (TS) leitet das CA-Seminar Stakeholder erfolgreich mitnehmen. Mit ihm haben wir uns über ein paar grundsätzliche Fragen der Stakeholder-Kommunikation unterhalten.

 CA: Ist Stakeholder-Kommunikation nicht eher eine Aufgabe von PR-Abteilungen?

TS: Die PR-Abteilung kann hier im Rahmen ihrer Fachexpertiese sicher hilfreich sein und unterstützen. Dazu bedarf es aber schon einer gewisse Unternehmensgröße. Unabhängig davon ist Stakeholder-Kommunikation immer eine Aufgabe des (Projekt-)managements und ist in der Verantwortlichkeit nicht zu delegieren. Anders ausgedrückt, Stakeholder-Kommunikation ist ein elementarer Bestandteil von Transformationsprozessen, denn es geht darum, Menschen und/oder Organisationen in einem Veränderungsprozess mitzunehmen. Dies bedeutet, ihr Verständnis dafür einzuholen, vielleicht sogar ihre Begeisterung dafür zu wecken, aber auch ihre Erfahrungen und ihr Netzwerk zu nutzen, ebenso wie Ihre Ängste abzubauen oder ihre Unsicherheiten zu minimieren. Dafür sollte der Verantwortliche und sein Team die Stakeholder kennen, sowohl in Ihrer Funktion als auch in ihrem Einstellungsverhalten.

CA: Welche Methoden sollten Führungskräfte dafür kennen und welche Skills sind gefragt?

TS: Als Methoden bieten sich beteiligungsorientierte Settings an. Hier kann mit allen Stakeholder(Gruppen) in Interaktion getreten werden. Softskills im Bereich Kommunikation und Moderation sowie Methodenkompetenz, z.B. mittels World Café oder Zukunftskonferenz, sind ebenfalls hilfreich.

CA: In Anbetracht der Vielzahl von Interessensgruppen und Einzelinteressen und dem damit verbundenen Ressourcenproblem, wie kann eine Priorisierung auf die zielführenden Themen aussehen?

TS: Hier möchte ich gerne aus meiner persönlichen Erfahrung berichten. Die Kommunikation mit kritischen Stakeholdern ist sicherlich zu Beginn eine Überwindung und schwierig. Hat sich allerdings in meiner beruflichen Praxis immer ausgezahlt. Kritische Menschen liefern mir oft Perspektiven und Risiken, die ich leicht übersehe. Aus diesen Erkenntnissen können dann gemeinsam Maßnahmen abgeleitet und von der Projektleitung priorisiert werden.

CA: Viele Stakeholder – vor allem Gewerkschaften, Mitarbeitervertreter des Zielunternehmens und politische Entscheider – melden sich häufiger in den Medien zu Wort, wenn sie ihre Interessen nicht hinreichend berücksichtigt sehen. Soll das vermieden werden oder müssen die Interessen und Erwartungen der relevanten Stakeholder als Bestandteil der Transaktionsstrategie verstanden werden?

TS: Das sehe ich bei den ganz großen Projekten, die eher die Ausnahme sind. Wenn wir mal bei den 80% der Projekte bleiben, mit denen wir im beruflichen Alltag zu tun haben, dann können wir hier viel mit „aufeinander zugehen“, „aktives Zuhören“ und „ernst nehmen“ der Sorgen und Befürchtungen erreichen. Jedenfalls mehr, als einfach „unser Ding zu machen“. Natürlich gibt es auch immer mal wieder Situationen, in denen Stakeholder nur ihre Interessen durchsetzen wollen. Dabei geht es dann weniger um eine konstruktive Lösung für alle, als  vielmehr um die eigene Sache. Dabei spielen häufig Status, Ego und Eitelkeiten eine viel größere Rolle. Auch wenn es resignierend klingt, wird es in den meisten Fällen keine gute, sondern bestenfalls eine einvernehmliche Lösung geben. Allerdings können diese Aktionen einen erheblichen Einfluss auf laufende Prozesse und geplante Projektzeiten haben.

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