Planung und Risiko: Warum eine einwertige Planung nicht mehr reicht

06.10.2025 von CA Redaktion | Business Development
Planung und Risiko

Unternehmen planen traditionell Umsätze und Kosten mit festen Zielzahlen. Doch die Realität zeigt seit Jahrzehnten: Gewinne und Liquidität sind immer mit Risiken verbunden. Schwankungen gehören zur Regel, nicht zur Ausnahme. Eine einwertige Planung genügt deshalb betriebswirtschaftlich nicht mehr.

Gesetzliche Anforderungen und Risikomanagement

Neben der wirtschaftlichen Notwendigkeit gibt es klare gesetzliche Vorgaben: Unternehmen müssen ein Überwachungssystem einrichten, um existenzgefährdende Entwicklungen früh zu erkennen (§ 91 Abs. 2 AktG). Dies betrifft nicht nur börsennotierte Gesellschaften, sondern alle Kapitalgesellschaften – auch mittelständische.

Wesentlich sind zwei Dimensionen:

  1. Risikotragfähigkeit: das maximale Risiko, das ein Unternehmen ohne Gefährdung seiner Existenz tragen kann.
  2. Risikotoleranz: das gewollte Risiko, etwa zur Sicherung eines Mindestratings bei der Bank.

Planung wird damit zur „first line of defense“ des Risikomanagements. Ergänzt wird dies durch weitere Regelwerke wie die Business Judgement Rule (§ 93 AktG), das StaRUG oder den Risikomanagement-Standard der DIIR.

Warum Szenarien unverzichtbar sind

Viele Unternehmen scheuen sich, mehrwertig zu planen. Gründe sind der Wunsch nach klaren Commitments (z. B. EBIT-Ziele) und die technische Ausrichtung von IT-Systemen auf Einwertigkeit. Doch reine Plus-Minus-Szenarien („+10 % / -10 %“) sind unzureichend.
Sinnvolle Szenarien müssen Verhaltensweisen berücksichtigen – etwa politische Entscheidungen und deren Auswirkungen auf Zölle, Absatzmengen oder Beschaffungskosten. Empfohlen wird die Trennung zwischen Zielwert (Commitment) und Erwartungswert (wahrscheinlich eintretender Wert).

Voraussetzungen für moderne Planung

Eine zukunftsfähige Planung erfordert:

  • Methodisches Know-how zur Identifikation, Bewertung und Aggregation von Risiken.
  • Verhaltenswissen, um Management-Bias und Risikoblindheit zu vermeiden.
  • IT-Unterstützung, z. B. durch Monte-Carlo-Simulationen oder treiberbasierte Planungstools.

Umgang mit Unsicherheit

Planung ist immer Entscheidung unter Unsicherheit. Abweichungen von der Prognose sind daher normal. Kritisch wird es, wenn Risiken in der einwertigen Planung nicht berücksichtigt werden. Eine Bandbreitenplanung schafft hier Transparenz, erhöht die Agilität und verhindert Scheingenauigkeiten.

Unternehmen reagieren unterschiedlich auf diese Erkenntnis: Manche kehren aus Bequemlichkeit zur einwertigen Planung zurück – mit möglichen haftungsrechtlichen Konsequenzen im Insolvenzfall. Andere nutzen Wahrscheinlichkeiten, grenzen Bandbreiten ein und ermitteln stochastische Erwartungswerte. Vor allem Großunternehmen setzen auf Monte-Carlo-Simulationen, um Compliance-Anforderungen gerecht zu werden.

Fazit

Wahrscheinlichkeiten sind kein „Spleen“ von Planung und Risiko, sondern Bestandteil ordentlichen kaufmännischen Verhaltens – ähnlich wie im Rechnungswesen, wo Rückstellungen bei einer Eintrittswahrscheinlichkeit von über 51 % zu bilden sind (IAS 37.14).

Planung bedeutet immer Entscheidung unter Unsicherheit. Abweichungen gehören dazu. Entscheidend ist, Risiken nicht zu ignorieren, sondern durch Bandbreiten und Wahrscheinlichkeiten transparent zu machen. So lassen sich Scheingenauigkeiten vermeiden, lässt sich Agilität gewinnen und die Planungsqualität nachhaltig steigern.

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Autoren

Guido Kleinhietpass

Guido Kleinhietpaß
Partner und Trainer der CA controller akademie

Werner Gleißner

Prof. Dr. Werner Gleißner
Vorstand der FutureValue Group AG

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